Wettbewerbe

Aemtler Schulhaus, Zürich, 2022, Planerwahlverfahren, 1. Preis

Situationsplan
Technikkonzept
Querschnitt
Grundriss
Modellfoto
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  • Gebäudetyp

    Schulhaus

  • Bauherrschaft

    Stadt Zürich

Historische Bausubstanz als Ressource für zukunfstoreintierte Lernlandschaft

Ausgangslage

Das Doppelschulhaus Ämtler A&B ist im Inventar der der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte gelistet und wurde im Jahr 1908 nach Plänen von Gustav Gull fertiggestellt. Die notwendige Instandsetzung der beiden Gebäude ermöglicht es die Haustechnik auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen und der sommerlichen Überhitzung entgegen zu wirken, so dass bestmögliche Voraussetzungen für einen zukunftsweisenden Unterricht geschaffen werden können. Gleichzeitig bietet sich die Chance, die Korridore vor den Klassenzimmern aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen in das pädagogische Konzept miteinzubeziehen und die zur Verfügung stehenden Flächen optimal zu nutzen.

Anknüpfen an historische Qualitäten

Mit der Sanierung der Gebäude in den 60iger Jahren sind viele der von Gustav Gull entworfenen, gestalterischen Qualitäten beeinträchtigt worden oder ganz verschwunden. Dadurch haben die Räume an Ausdruckskraft und Anmutung eingebüsst. Mit unserem Projektvorschlag verfolgen wir den Ansatz 

die ursprünglichen architektonischen und gestalterischen Elemente aufzuspüren, deren Bedeutung, im Hinblick ihrer räumlichen Wirkung zu untersuchen und daraus eine zeitgemässe Interpretation abzuleiten. Die heute nicht mehr sichtbare, charaktervolle und den Raum prägende Hourdisdecke ist exemplarisch für dieses Vorgehen: Mit Baswaphon als Aufdoppelung wird die Decke nachgezeichnet, was das ursprüngliche Raumerlebnis spürbar macht und gleichzeitig die Raumakustik verbessert. Die wunderbar proportionierten Korridore erhalten die auf historischen Bildern erkennbare Wandbemalung zurück - vielleicht lassen Sondagen Reste der früheren Farbigkeit erkennen? Die für die Erstellungszeit typische, mit glänzenden Fliesen ausgekleidete Raumnische mit Trinkbrunnen, erhält ihre ursprüngliche Funktion zurück.  

Fenster zum Korridor – zukunftsorientierte Lernlandschaft

Die Anwendung der aktuellen Brandschutznormen ermöglicht es, den Korridor für den Schulbetrieb zu nutzen. Eine subtile Kassettierung in Form eines umlaufenden Frieses aus Keramikplatten rahmt den ursprünglich verwendeten Gussasphalt und weist jedem Klassenzimmer eine eigene Vorzone im Sinne eines Gruppenraumes zu. Um eine Sichtbeziehung zwischen Klassenzimmer und Lernlandschaft herzustellen, wird die bauzeitlich schon ausgedünnte Wand im Bereich der bestehenden Wandschränke durch ein Guckfenster, das raumseitig als Sitznische genutzt werden kann, ersetzt. Bei Bedarf kann dieses mittels der Schranktüren verschlossen werden. Der Korridor selbst bietet ohne tiefgreifende Eingriffe beste Voraussetzungen für eine vielseitige Nutzung. Mit einer flexiblen, wandel- und adaptierbaren Möblierung mit mobilen Hockern, Stühlen und Tischen, werden unterschiedliche Lern- und Unterrichtsformen ermöglicht, gleichzeitig bleibt die räumlich-architektonische Gestaltung des Korridors erhalten. Die sichtbaren Eingriffe für die Ertüchtigung der Haustechnik werden auf ein Minimum reduziert. Einzig die Überströmungsöffnungen oberhalb der Klassenzimmertüren zeigen sich als runde Perforationen in der Wand, die in ihrer Formensprache einerseits an historische Referenzen verweisen und zugleich den Bezug zu den Guckfenstern als zeitgenössische Intervention herstellen.